„In die Hoffnung gehen“

Konzertlesung spendete Trost und Zuversicht

Glücklich und dankbar genießen Gerlind Tautorus (von links), József Opicz und Antje Illeson den minutenlangen Applaus des Publikums am Ende der Veranstaltung.Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Momente mit Musik“ hat eine besondere Konzertlesung am letzten Sonntag im Kirchenjahr zahlreiche Zuhörer angezogen. In dem neunzigminütigen Programm aus Musik, Lesung und Gesang riefen die Organisatoren die Endlichkeit irdischen Lebens in Erinnerung und verwiesen zugleich auf das Versprechen Gottes, den Menschen in Bedrängnis und Zeiten der Prüfung beizustehen.

So war dieser Konzertabend, den Begrüßungsworten zufolge, nicht nur als Trost für die Trauernden und Verzagten gedacht. Sondern er schuf auch einen einladenden Raum für die Zuhörer, sich in stimmungsvolle Musik und tiefgründige Texte zu versenken. „Denn wir wünschen uns, dass Sie alle zuversichtlich nach Hause gehen werden“, schloss Kantor József Opicz seine Begrüßungsworte.

Kaum hatten die Glocken der Auferstehungskirche ausgeläutet, eröffnete die Violinistin Gerlind Tautorus in die erwartungsvolle Stille hinein mit einem andächtigen Adagio aus einer Sonata von Johann Sebastian Bach. Im weiteren Verlauf des Abends stellte die im Kirchenkreis hoch geschätzte Musikerin immer wieder ihr Können unter Beweis: Da gab es beeindruckende Soli genauso wie stimmungsvolle Duette, bei denen Kantor József Opicz die Geigerin am Klavier begleitete.

Die Stimme des Abends aber war Antje Illeson. Die professionelle Sprecherin, die zuletzt beim Literaturgottesdienst „Begegnung mit Bäumen“ im Jahr 2020 zu erleben gewesen war, hatte auch diesmal eine einfühlsame Auswahl an Liedtexten, biblischen Passagen und Gedichten vorgetragen, um das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven anzuleuchten. „So nimm denn meine Hände“, verfasst von der Dichterin Juli von Hausmann, hat als Lied im Evangelischen Gesangbuch Eingang gefunden. Jetzt aber wurde es nicht gesungen, sondern Antje Illeson sprach die Verse – mit fester, klarer Stimme. Und machte damit in besonderer Weise den Blick frei für das tiefe Glaubensbekenntnis, das den Kern dieses Kirchenliedes ausmacht. Mit leisem Strich führte Gerlind Tautorus im Hintergrund durch die Melodie. Im weiteren Verlauf des Abends hat Antje Illeson in gleicher Weise Paul Gerhards „Befiehl Du Deine Wege“ und „Weiß ich den Weg auch nicht“ von Hedwig von Redern rezitiert, nachdem es zuvor einen Einblick in die schicksalhaften Umstände gegeben hatte, die dem Entstehen der Liedtexte vorausgegangen waren.

Gerlind Tautorus und József Opicz im Duett bei einem Stück von Giuseppe Tartini.Die gefühlte Schwere dieser Rezitationen hellte sich auf durch die eingestreuten Gedichte: Wie hingetupft, so behutsam trug Antje Illeson Rainer Maria Rilkes „Herbst“ vor, sprach vom Fallen und Gehaltenwerden. Und sprach mit würdiger Gravität den großen Satz des Romantikers Joseph von Eichendorff aus dem bekannten Gedicht „Mondnacht“: „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus“. Dazu waren die feierlichen Intermezzi von Vivaldi (Gerlind Tautorus, Geige) und Bach (József Opicz, Klavier) der perfekte musikalische Gegenpol.

Im weiteren Verlauf des Abends erlebten die Zuhörer noch Gedichte von Hermann Hesse und Hilde Domin, einen Auszug aus dem Buch der Könige und Verse aus dem Psalm 139. Antje Illeson gab diesen Texten eine eindrucksvolle Lebendigkeit durch ihre feine Sprachgestaltung, durch wechselnde Stimmführung und Betonung. Von andächtiger Kraft war auch die darauffolgende Musik: „Gabriel`s Oboe“, Ennio Morricones Titelthema aus dem Film „The Mission“.

Schließlich spielte noch das Licht eine besondere Rolle bei der Konzertlesung. Vom ersten Abschnitt an, überschrieben mit „Fallen und Gehaltenwerden“, bis zur letzten Sequenz unter dem Titel „Wege wagen im Vertrauen“ wurde der Altarraum in verschiedenen Farben ausgeleuchtet, passend zur szenischen Stimmung, bis schließlich ein golden-warmes Licht den hoffnungsfrohen Ausklang begleitete. „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“, sang József Opicz zum Ende der Veranstaltung in formschönem Altus, bevor sich die Zuhörer mit minutenlangem Applaus für diesen besonderen Abend bedankten.

 

© Evangelischer Kirchenkreis Vlotho / Gabriela Peschke